Nr.23 | Plenumstreffen | Bastel- und Malwerkstatt | Dolmetscher-Pool | Interkulturelle Kompetenz in der Zusammenarbeit mit Geflüchteten | Kleider-, Möbel- und Sachspenden | Impressionen vom Café International am 01.06.2016

Plenumstreffen

Unser nächstes Plenumstreffen findet am Dienstag, 21.06.2016 ab 19:00 Uhr im Feuerwehrhaus statt. Alle, die sich über unsere Arbeit informieren oder bei uns mitmachen möchten, sind herzlich eingeladen an dem genannten Termin vorbeizuschauen.


Bastel- und Malwerkstatt

Gemeinsam schöne Dinge basteln, Bilder malen und Speckstein bearbeiten macht Spaß! Unter diesem Motto laden wir alle Kinder jeden Freitag von 15 bis 17 Uhr in das Bürgerhaus „Alter Farrenstall“ ein, um unter der Anleitung von Frau Renate Kiffmeier kreativ tätig zu sein. Start ist am Freitag, 23. Juni. Wir freuen uns auf die Kinder der Flüchtlingsfamilien, aber auch auf Bietigheimer Kinder, die diese Gelegenheit zur Begegnung und zum Kennenlernen nutzen wollen.


Dolmetscher-Pool

Um die Kommunikation mit den Bietigheimer Flüchtlingsfamilien zu vereinfachen und auch bei komplexeren Sachverhalten vermitteln zu können, möchten wir einen Dolmetscher- und Übersetzerpool aufbauen.

Besonders dringend suchen wir aktuell Menschen, die Arabisch und/oder Kurdisch sprechen. Aber auch folgende weitere Sprachen helfen uns sehr: Albanisch, Bosnisch, Dari (Afghanisch), Farsi (Persisch), Serbokroatisch, afrikanische Sprachen.

Wenn Sie uns helfen möchten, dann melden Sie sich bitte unter sprachen@hand-in-hand-bietigheim.de. Geben Sie in der Mail bitte an, welche Sprachen Sie beherrschen und an welchen Wochentagen und zu welchen Zeiten Sie im Bedarfsfall telefonisch oder persönlich zur Verfügung stehen könnten.

Im Voraus herzlichen Dank für Ihr Engagement!


Interkulturelle Kompetenz in der Zusammenarbeit mit Geflüchteten

„Vortrag und Denkwerkstatt“ mit Frau Zaeri-Esfahani

In der sehr kurzweiligen und informativen Vortragsveranstaltung am vergangenen Freitag, 03.06.2016, im Tabakschuppen ging es darum, die eigenen kulturellen Hintergründe zu reflektieren, um besser zu verstehen, wie sie sich vom Verhalten und von der Kultur geflüchteter Menschen unterscheidet.

Frau Zaeri-Esfahani machte zunächst anhand von anschaulichen Beispielen den Unterschied zwischen „Integration“ und „Assimilation“ deutlich.

Demnach meint Integration den Wunsch, die eigene kulturelle Identität zu behalten und trotzdem Beziehungen zu anderen Gruppen zu pflegen. Im Gegensatz dazu steht die Assimilation, wo die eigene kulturelle Identität aufgegeben wird, um sich möglichst gut im Gastland anzupassen und nicht aufzufallen.

Wichtige Einflussfaktoren für die Integration von Menschen mit anderem kulturellem Hintergrund sind die sich unterscheidenden Kulturdimensionen. Frau Zaeri-Esafahani griff bei ihrem Vortrag die beiden Kulturdimensionen heraus, die bei der Interaktion zwischen Geflüchteten und Ehrenamtlichen am häufigsten für Missverständnisse sorgen:

Kulturdimension Zeitverständnis:

In der westlichen Welt herrscht ein monochrones Zeitverständnis vor: die Zeit verläuft linear, sie vergeht und ist unwiderbringlich, d.h. man läuft Gefahr, etwas zu verpassen. Verabredungen sind verbindlich, Pünktlichkeit ist unabdingbar. Es besteht das Bedürfnis zu planen, denn Verlässlichkeit bringt Sicherheit. Bei komplexeren Vorhaben wird versucht, eins nach dem anderen zu erledigen. Die Zeit ist getaktet durch ständige Wiederholungen und Routinen.

Die meisten Ländern, aus denen Geflüchtete kommen, haben dagegen ein polychrones Zeitverständnis: die Zeit verläuft zyklisch und kehrt immer wieder zurück. Das erfordert Flexibilität und Spontanität. In Gesellschaften mit polychronem Zeitverständnis tritt Risikobereitschaft an die Stelle von einem ausgeprägten Sicherheitsbedürfnis. Zeit verläuft nicht nach Taktung, sondern nach Rhythmus, d.h. Wiederholungen finden zwar statt, allerdings in immer neuen, veränderten Erscheinungsformen.

Kulturdimension: „Individualismus gegenüber Kollektivismus“

Die Gesellschaften der westlichen Welt sind individualistische Gesellschaften. Jedes Gesellschaftsmitglied soll nach Möglichkeit dazu befähigt werden, für sich selbst zu sorgen, in Freiheit zu leben, sich selbst zu verwirklichen. Dadurch sind soziale Bindungen eher locker. Der moralische Anspruch einer individualistisch geprägten Gesellschaft besteht darin, dass jeder Einzelne auch verantwortlich ist für die Allgemeinheit. Aus diesem Anspruch heraus bildet sich letztendlich der Sozialstaat, mit Gewaltenteilung, mit sozialen Berufen, mit Vereins- und Ehrenamtsstrukturen.

Demgegenüber stammen die Geflüchteten aus kollektivistischen Gesellschaften.

Im Kollektivismus ist jedes Individuum Teil mehrerer geschlossener Netzwerke / Kollektive. Es wird erwartet, dass das individuelle Handeln darauf ausgerichtet ist, das Kollektiv am Leben zu erhalten und dessen Macht / Einfluss zu mehren. Die stärksten und einflussreichsten Mitglieder des Kollektivs definieren die Regeln. Jedes Mitglied des Kollektivs und ist dazu verpflichtet, gegenüber dem Kollektiv loyal zu sein und sich – falls notwendig – für das Kollektiv aufzuopfern. Daraus resultiert eine starke soziale Kontrolle mit starken Bindungen, aber auch die Begünstigung von Korruption und Vetternwirtschaft

So treffen Geflüchtete,

  • die es gewohnt sind, dass das Privatleben in starkem Maß beeinflusst und bestimmt ist vom Kollektiv,
  • für die es ein Zeichen der Reife ist, die eigene Meinung zurückzustellen,
  • für die ein klares „Nein“ oder gar eine explizite Kritikäußerung keine Optionen sind, weil sie die Harmonie des Kollektivs stören,
  • die Gefühle und Stimmungen eher non-verbal ausdrücken auf Helfende,
  • für die Privatsphäre und Eigenverantwortlichkeit unabdingbar sind,
  • für die es ein Zeichen der Reife ist, eine eigene Meinung zu haben und diese auch selbstbewusst zu artikulieren,
  • die Gefühle und Stimmungen klar über Sprache ausdrücken.

Es erscheint nachvollziehbar, dass es beim Zusammentreffen solcher unterschiedlicher Kulturdimensionen zu Missverständnissen, Enttäuschungen und persönlichen Verletzungen kommen kann. Das Wissen um die eigenen kulturellen Hintergründe und die kulturelle Prägung der Geflüchteten kann daher entscheidend zu mehr Verständnis im Umgang miteinander beitragen.

Die Besucher der Veranstaltung hatten nach dem lebhaften und unterhaltsamen Vortrag von Frau Zaeri-Esfahani auf jeden Fall das gute Gefühl, diesem Anliegen ein Stück näher gekommen zu sein.


Kleider-, Möbel- und Sachspenden

Die Bereitschaft in der Bietigheimer Bevölkerung, Kleider, Möbelstücke oder Haushaltsgegenstände zu spenden, ist sehr groß. Wir sagen allen herzlichen Dank, die uns auf diese Weise unterstützen möchten. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass unsere Lagerkapazitäten im Ort sehr begrenzt sind und wir aus diesem Grund die Spenden nur sehr zielgerichtet annehmen können. Wir werden deshalb in dieser Rubrik immer wieder veröffentlichen, was aktuell am dringendsten benötigt wird.

Momentan suchen wir:

-zwei (eher schmale) Kleiderschränke

-einen funktionsfähigen Staubsauger

-einen kleinen Kühlschrank

-Turnschläppchen für Kinder

-Fußball-/Sportschuhe für Kinder und Erwachsene.

-Kinderfahrräder (mit und ohne Stützräder)

Falls Sie etwas Passendes entbehren können, melden Sie sich bitte bei Karin Schwamberger vom DRK, die für uns sämtliche Sachspenden koordiniert (Tel.: 8 10 54; E-Mail: drk-ovbietigheim@t-online.de).

Vielen Dank für Ihr Verständnis und Ihre Mithilfe.


IMPRESSIONEN VOM CAFE-INTERNATIONAL AM 01.06.2016

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